Einflussfaktoren auf die HRV
Ein gut funktionierendes autonome Nervensystem versucht stets eine Balance zischen sympathischen und parasympathischen Bereich herzustellen, welches sich vor allen in einer großen Herzratenvariabilität widerspiegelt.
In Ruhephasen überwiegt der parasympathische Einfluss/Steuerung, wobei sich die Variabilität des Herzschlages erhöht. In aktiven Phasen überwiegt der sympathische Einfluss.
Die Sympathikotonie/Ergotropie beschreibt das Spannungsverhältnis/Tonus zwischen Sympathikus und Parasympathikus, welches zu Gunsten des Sympathikus verschoben ist. Das Gegenteil der Sympathikotonie ist die Vagotonie.
Ein typisches Merkmal für unsere heutige westliche industrialisierte und gestresste Gesellschaft ist die meist herrschende Dominanz dessympathischen Bereichs. Stets sind wir im sogenannten fight und flight modus. Dadurch trainieren wir förmlich wie ein „Bodybilder des Herzens“ unser Herz über Jahre hinweg in die Starre, in eine eingeschränkte Herzratenvariabilität.
Viele HRV Studien berichten, dass die HRV im Laufe des Alters abnimmt. Jedoch ist interessant, dass obwohl diese Beobachtung sicherlich die Regel ist, Menschen die einen sehrausgeglichenen und gesunden Lebensstiel haben auch im hohen Alter eine sehr schöne HRV aufzeigen und halten können.
Die HRV ist sehr hilfreich den Lebensstiel und den tatsächlichen Ist-Zustand des Menschen widerzuspiegeln.
Das EKG (Elektrokardiogramm) ist ein wunderbares Werkzeug um bereits manifestierte Schwächen und Probleme des Herzens aufzuzeigen. Jedoch ist es oftmals nicht ausreichend sich allein auf das EKG zu verlassen. Scheinbar sind z.B. bis zu 50% der Herzinfarkte nicht vom EKG „vorhersehbar“.
Das HRV spiegelt die Lebendigkeit des Herzens wider.
Man könnte diese Lebendigkeit auch als die Veränderung in der Bewegung beschreiben.
Generell kann eine hohe Herzratenvariabilität mit gleichzeitig einem gesundem Ruhepuls als Indikator für eine gute Regulationsfähigkeit und somit Selbstheilungsfähigkeit des Menschen betrachtet werden.
Durch schlechte Lebensgewohnheiten wie wenig Bewegung, einseitige Ernährung und zuviel psychischem und emotionalem Stress „trainieren“ wir unser Herz förmlich in die Starre, in eine eingeschränkte Variabilität. Sowie sich der Mensch wenn er Angst hat zusammenzieht und zu schützen versucht, „schützt“ sich das Herz indem es sich in seiner Variabilität verringert.
Kurze Kohlenhydrate (glykämischer Index > 70) wie Zucker, weißes Mehl (raffinierte Produkte) etc. sind die besten „Antreiber“ für einen schnellen Puls oder Blutdruckprobleme. In Kombination mit gesättigten Fetten, konstantem psychischem Stress, wenig Schlaf und Ruhephasen, eingeschränkter körperlicher Aktivität ist ein konstant erhöhter Puls mit gleichzeitig stark reduzierter Herzratenvariabilität ein typisches Bild.
Neben menschlichen Gewohnheitsmustern beeinflussen des Weiteren auch äußere Einflüsse stark unsere HRV. Elektromagnetischer und vor allem stark gepulster „Stress“ von WLAN, Mobilfunk, digitalem Fernsehen etc. wird sicherlich in naher Zukunft als weiterer mitverantwortlicher Faktor für reduzierte HRV und kulturell bedingte/typischen Krankheitsbilder herangezogen werden. Ebenfalls beeinflussen Umweltfaktoren wie Luftverunreinigung, Lärmbelästigung und kontaminiertes Trinkwasser unsere HRV.
Eine Studie von Sloan et al. zeigt auf, dass sich ebenfalls sozialer Status in der HRV widerspiegeln. Wundervolle Arbeiten von Stephen Porges zeigen, dass sich sogar die HRV mit sozialem Verhalten in Verbindung bringen lassen kann.
Ein anderer Aspekt ist der konstante medialer Stress der „Unter-halt(en)ungs-industrie“ und die ständige Angstmache nach dem Motto only bad new are good news. Dies hat einen starken Einfluss auf unsere Psyche und somit auch auf unsere HRV.
Interessant ist, dass sich unser HRV sehr stark von der mentalen Aktivität beeinflussen lässt. D.h., in dem Moment wo wir mental fokussieren, „fokussiert“, mit anderen Worten schränkt sich unsere HRV ein. Unsere Gesellschaft ist förmlich eine „bring es auf den Punkt Gesellschaft“, mit dem scheinbar unweigerlichen Nebeneffekt, dass sich auch unsere HRV im Laufe der Zeit mehr und mehr zu einem Punkt zusammenzieht und somit unsere Selbstregulationskraft stark in Mitleidenschaft gezogen wird. Statistiken der westlichen industrialisierten Ländern zeigen, dass die häufigste Todesursache Herzkreislauferkrankungen sind.
Die HRV hängt, wie in folgender Grafik dargestellt von vielen Faktoren ab.
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